Aus dem Alltag
Hier zeigen wir Situationen aus dem Alltag. Situationen wo auch unser Vorstand Swetlana selbst vor Ort war. Erfahrungsberichte, Herausforderungen, Ängste und Probleme, aber auch schönere Geschichten. Geschichten die unsere Herzen höher schlagen lassen - Geschichten die Hoffnung geben!
Maksim
Bericht über einen Hundebub mit Handicap
Die Geschichte von Maksim, einem noch nicht einmal 1 Jahr alten Rüden, steht stellvertretend für viele Hunde, die in Russland auf der Straße leben. Kleine Welpen, alte und schwache Hunde, Hunde mit Verletzungen und Handicap, sie alle haben es schwer, ihr Überleben zu sichern. Sei es dass sie Fressen finden müssen, von manchen Menschen verjagt werden, geschlagen oder getreten, sich aber auch gegen die stärkeren Hunde wehren müssen, die ja auch um ihr Überleben kämpfen.
Maksim lebte auf der Straße in der Nähe einer Fabrik für Zement. Dort fiel er Aleksey auf, da er aufgrund einer verletzten Pfote auf nur 3 Beinen durch den Schnee humpelte. Aleksey lockte ihn an und er kam vorsichtig zu ihm, etwas ängstlich die hellbraunen Augen auf ihn gerichtet. Aber er ließ sich doch dann vertrauensvoll Kopf und Schnauze streicheln und liebkosen.
Aleksey nahm ihn in eine Tierklinik mit und die Diagnose verhieß leider nichts Gutes: die Pfote war zertrümmert und die Nerven beschädigt. Laut den Tiermedizinern gab es zwei Optionen. Entweder „nur“ die Pfote amputieren, dann bräuchte der kleine Kerl eine Prothese. Oder das ganze Bein abnehmen und Maksim müsste dann lernen, mit drei Beinchen zu laufen. Für die Option mit der Prothese hätte er jedoch umgehend eine Pflege-/Endstelle gebraucht, da man dort dann mit der Prothese hätte trainieren müssen und dafür sorgen, dass es zu keiner Entzündung kommt. Das ist leider im Tierheim mit den vielen Hunden nicht möglich. Und leider klappte es auf die Schnelle nicht.
Daher entschied sich Aleksey schweren Herzens, Maksim in der Tierklinik das Bein abnehmen zu lassen. Die OP verlief gut und Maksim ist jetzt wieder im Tierheim, in dem er von Aleksey und Tatjana liebevoll versorgt wird. Mittlerweile läuft er mit seinem dicken Verband rund um den Oberkörper noch etwas unsicher auf seinen drei Beinen herum, von Tag zu Tag etwas besser. Aber es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie sich Tiere an Gegebenheiten anpassen und ein Hund mit drei Beinen trotzdem schnell und glücklich unterwegs sein kann. Es ist jedoch auch klar, dass der kleine Mann auf der Straße nicht überleben wird, da er vorher schon von anderen Hunden auf der Straße gejagt und vertrieben wurde. Man kann überall alte Verletzungen von Bissspuren bei Maksim finden. Vor diesem Schicksal ist er nun bewahrt.
Maksim ist ein wunderschöner junger Hund mit seinem dichten Fell und den hellen Augen, die einem tief ins Herz schauen, er ist ein Seelenhund. In seinem Wesen zeigt er sich zurückhaltend, leicht verschreckt und ängstlich gegenüber anderen Hunden. Den Menschen jedoch begegnet er mit Interesse und ist freundlich und lieb. Streicheleinheiten genießt er, dabei rückt er ganz nah und schiebt seinen Kopf, wenn möglich, zwischen Körper und Arm. Ja, er braucht viel Liebe und gibt durch sein Vertrauen ganz viel Liebe zurück. Er zeigt, dass es trotz eines schweren Schicksals lohnt zu kämpfen und das die Liebe zwischen Mensch und Tier etwas Besonderes ist.
Wir wünschen ihm Alle, dass es ihm bald wieder gut geht und er dann auf seinen drei Beinen munter herumspringt. Und dass er vor allen Dingen dann schnell die Menschen findet, die mit ihm viele schöne Jahre verbringen wollen, mit ihm trainieren, damit er mit seinem Handicap gut zurechtkommt. Ihn unterstützen und viel Liebe geben. Denn er wird diese Liebe tausendfach zurückgeben.
Unsere Schützlinge
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Vom Tierheim „der Glückliche „ in Wladikawkas in Russland und von „ Hundeherz Russland e.V suchen vor dem nächsten Winter ihre
FÜR – IMMER – ZUHAUSE
oder ein
PFLEGESTELLENKÖRBCHEN.
Denn der Winter in Russland werden bekannter weise sehr kalt und hart.
Auch wenn unser Tierheimleiter und seine treue Seele ihr Bestes geben, ist es leider nicht sicher, dass all unsere Schützlinge überleben.
Wir würden uns freuen, wenn einige Fellnasen, welche ihr hier auf unserer Homepage findet bzw. in diesem Video seht, vorher ein neues Zuhause finden würden.
Bei Interesse schreiben Sie uns gerne per Email:
anfragen.hundeherzrussland@gmail.com
Lovestory - Timoscha und Fee
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Der süsse kleine Stubentiger Timoscha hat sich Hals über Kopf verliebt, in Fee.
Fee ist eine quirlige junge Hündin mit braunem Fell und freundlichen Augen. Beide leben zur Zeit bei Tatjana im Haus und bringen sie immer wieder zum lachen. Wenn Timoscha in den Hof rausgeht, hält Fee nichts mehr in der Wohnung und sie folgt Timoscha nach draußen. Die beiden balgen sich dann im Hof und spielen Fangen.Timoscha hängt mit einer wahren Affenliebe an dem Hundemädchen und umgekehrt ist es genauso. Es ist rührend anzusehen wie der kleine , weiss-grau getigerte Kater seine Pfötchen nach Fee ausstreckt um sie zu umarmen. Die Fee findet das ganz toll und schleckt den Kleinen dann liebevoll ab. Eine solch innige Verbundenheit zwischen Katz und Hund ist selten und wertvoll.
In Kürze wird Fee gepostet werden und Interessenten werden auf sie aufmerksam. Wir würden uns sehr wünschen, dass Timoscha und Fee als Doppelpack ein gemeinsames Zuhause fänden.
Video:
https://youtu.be/gROYNQ2w90s
https://youtu.be/xTXpP89TP9c
https://youtu.be/Izy1h-VnJGE
Hitze, Hunger, Durst und viele Plagegeister
Die Straßenhunde leiden still
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Wir alle wissen, wie sich das Klima bei uns verändert hat. Aber natürlich ist dies nicht nur bei uns der Fall. Aleksey kam zufällig an einer Straße vorbei, wo viele Menschen ihren Müll abladen. Leider – und für uns unvorstellbar – werden dort auch Hunde wie Müll entsorgt. Allen voran 4 Hündinnen mit ihren Welpen, sowie einige Rüden.
Ein sehr heißer Sommer liegt nun hinter ihnen. Die Hunde waren hungrig und besonders durstig und litten unter der Hitze, der sie nahezu schutzlos ausgeliefert waren. Aber als ob das nicht schon genug Quälerei für die Hunde war, kam hinzu, dass sie von Flöhen, Läusen und Zecken übersät waren. Einige von ihnen litten unter einer fortgeschrittenen Demodikose. Die Demodexmilben hatten bereits großes Unheil an der Haut der Hunde angerichtet, sodass sie teilweise schon nackt waren. Die Haut der Hunde war mit Wunden und Verkrustungen überwuchert, worauf die brennende Sonne schien. Zunächst verschaffte sich Aleksey einen Überblick und versorgte alle Hunde mit Futter und vor allem mit Wasser.
Der Anblick der Hunde brach Aleksey das Herz, aber er konnte nicht alle Tiere mit ins Tierheim „Der Glückliche“ nehmen. Er entschied sich, einen stark an Demodikose erkrankten erwachsenen Rüden mitzunehmen. Der Rüde – er wurde Georg genannt – hatte durch die Demodexmilben ca. 50% seines Fells verloren und die nackte Haut war durch eitrige Wunden gezeichnet.
Außerdem entschied sich Aleksey noch 2 weitere Hündinnen mitzunehmen. Die eine Hündin nannte er Luna. Luna war sehr schüchtern und wurde von den anderen Hunden verjagt. Der Stress, Hunger und Durst führten vermutlich dazu, dass sie keine Milch mehr für ihren ca. 6 Wochen alten Welpen hatte. Die kleine Hundedame bekam den Namen Knopik. Die beiden hätten auf der Straße keine Überlebenschance gehabt und so hatten sie das Glück, dass sie von Aleksey mit ins Tierheim genommen werden konnten. Auch großes Glück hatte das 2. Mutter-Tochter-Gespann Rosa und Daisy. Die kleine ca. 10 Wochen alte Daisy ist ebenfalls an Demodikose erkrankt und wird nun bei Aleksey und Tatjana gute Heilungschancen und hoffentlich auch die Chance auf ihre eigene Familie haben.
Leider konnte Aleksey nicht noch weitere Hunde mitnehmen. Vorrausetzung hierfür wäre, dass die Hunde im Vorfeld eine geeignete Pflegestelle oder sogar ihre eigene Familie hätten.
Wir wünschen den Neuzugängen gute Besserung und gute Erholung bei Aleksey und Tatjana! Danke, Aleksey, dass du wieder nicht weggesehen, sondern die Hundeseelen gerettet hast!
https://youtu.be/iabfGlZhnLM
Aus dem Alltag
Ja, unsere Medikamente für die Hunde sind endlich da.
Bedingt durch die derzeitige Situation gab und gibt es schon wochenlang einen Engpaß bei den Medikamenten. Unglücklicherweise kursierte im Tierheim bei neuen Hunden, die ja noch keinen Immunschutz haben, aber auch bei Welpen, die Staupe. Eine schwere Krankheit, die mit Medikamenten behandelt werden muß.
Endlich konnte Aleksey 8 Kisten mit Medikamenten bestellen und auch abholen. Dabei haben gute Freunde, Tierschützer aus Europa, geholfen. Mit ihrer Unterstützung war Aleksey dann in der Lage, das so dringend notwendige Medikament gegen Staupe in Estland zu bestellen. Das Geld für dieses Medikament konnte dann auch direkt nach Estland überwiesen werden. Noch einmal ganz herzlichen Dank an diese Tierschützer!
Trotzdem gibt es weiterhin einen Engpaß bei Antibiotika und Narkosemitteln. Und natürlich sind eure Spenden, um diese notwendigen Medikamente zu kaufen, wichtig, um das Überleben der Hunde zu sichern. Wir sind euch für jede Spende, sei sie klein oder groß, sehr dankbar!
Naturkatastrophe im Tierheim
Die Regenzeit – Fluch und Segen zugleich
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Seit Tagen hat es in Wladikawkas und Umgebung nur geregnet. Straßen wurden völlig überflutet und man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass es sich um eine Straße handelt. Man könnte meinen, es würde ein Fluss entlang der Häuser führen. Die so entstandenen Flüsse reißen alles mit, was nicht befestigt ist und weichen das Erdreich auf. Wenn daraufhin die Stürme einsetzen, kann man sich vorstellen, was passiert: die Bäume werden entwurzelt und fallen wie Streichhölzer um.
So eine Katastrophe ist nun im Tierheim „Der Glückliche“ geschehen. Eine große Linde fiel durch den Sturm um und beschädigte drei Gehege, in denen die Hunde in Gruppen gehalten werden. Wie durch ein Wunder wurde kein Hund verletzt. Außerdem fiel die Linde auf eine Mauer, die aber keinen großen Schaden genommen zu haben schien. Nachdem die Linde nun entfernt wurde, wurde das ganze Ausmaß des Unglücks sichtbar. Die Mauer hat auch einen großen Schaden genommen und droht nun einzustürzen. Nun müssen mit viel Mühe sowohl die Mauer als auch die Gehege wieder aufgebaut werden. Es liegt sehr viel Arbeit vor Aleksey. Aber um es seinen Schützlingen wieder schön zu machen, gibt er alles und arbeitet bis zur Erschöpfung bis es abends dunkel wird.
Der Regen und die fruchtbare Natur in Wladikawkas haben aber auch ihre schönen Seiten. Im Tierheim stehen diverse Obstbäume. Tatjana und Aleksey sind stets bemüht, die reifen Früchte zu ernten. Aber den Hunden gelingt es auch hin und wieder von der vitaminreichen Kost zu naschen.
Meine Russlandreise
Realität mit Herz und Schmerz
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August 2021
Unsere Vorsitzende Swetlana berichtet hier ausführlich über ihre Reise nach Wladikawkas ins „Tierheim der Glückliche“ zu Aleksey – nehmen Sie sich gerne ein paar Minuten Zeit, um mehr zu erfahren über den Alltag im Tierheim im August 2021 – eine Zeit in der auch noch die Staupe in unserem Tierheim grassierte.
Meine Russlandreise - Realität mit Herz und Schmerz
Nun bin ich schon wieder eine Woche in Deutschland - eine Woche, in der ich mir vornahm, die Tage meines Aufenthaltes in Russland zu reflektieren, um euch ein Bild von dort zu geben. Aber auch jetzt habe ich das Geschehene noch nicht richtig verarbeitet und merke, dass ich ausweiche, wenn ich gefragt werde, wie war es denn eigentlich in Russland? Mit diesem Brief möchte ich euch nun erzählen, wie die Reise und der Aufenthalt waren – vielleicht begreife ich dadurch selbst auch leichter, was eigentlich alles geschehen ist in dieser Zeit.
Meine Anreise
Zunächst war meine Anreise nach Russland natürlich von Corona geprägt. Schon die Planung dazu war erschwert durch ein Visum, dass im besten Falle nach zwei Monaten gewährt wird, so einigen Tests im Vorfeld, offiziellen Papieren, ständigem Fieber messen, Behörden Anmeldungen, Umwegen im Flugverkehr und einigem mehr.
In Domodedovo (so heißt der Flughafen in Moskau) trugen die Menschen zwar Masken, aber lieber unter dem Kinn – nun ja ich habe das wohl alles recht gut überstanden und meine Impfung hält, was sie verspricht. Später in Wladikawkas angekommen, habe ich mir über Corona gar keine Gedanken mehr gemacht – hier war ich nämlich weder shoppen, noch habe ich mir Sehenswürdigkeiten angeschaut. Mein Fokus war das Tierheim und hier spielte Corona keine Rolle! Da war Staupe! Für die Tiere eine große Bedrohung! Im Tierheim bei Aleksey war die Staupe unser Covid – unsere tägliche Realität, die mich von der ersten Stunde in Wladikawkas bis zur letzten Minute in dieser Stadt völlig eingenommen hat.
Eigentlich war ich nun schon bereits zum dritten Mal vor Ort in Wladikawkas. Die ersten zwei Male durften wir „Helden“ sein. Wir haben Hunde gerettet und dabei 36 Hunde und einmal sogar 82 Hunde (!!!) aus der städtischen Tötung rausgeholt. Das ist heldenhaft – und das Gefühl war großartig: wir sind Retter! Gerettet haben wir die lieben Fellnasen, gepflegt und gehegt und dann bin ich wieder nach Hause geflogen, mit der guten Absicht von Deutschland aus das richtige für diese Hunde zu tun. Auch damals gab es schon verletzte Hunde, die von Aleksey liebevoll aufgepäppelt wurden – aber Alekseys Schultern haben das alles getragen und gemeistert.
Dieses Mal war es anders! Ich habe keinen Hund gerettet - ich war keine Heldin! Nein, ich war ein Segment, ein Teilchen, dass einen sehr schlimmen Teil der Staupe-Epidemie mitgetragen hat.
Im Tierheim grassierte die Staupe
Angekommen in Wladikawkas, hat mich diesen Sommer kein höflicher, fröhlicher Mann in strahlend weißem Hemd empfangen, sondern ein sehr müder Mann – zwar in sauberen Arbeitsklamotten - der versucht hat müde zu lächeln und dabei noch gefasst zu wirken. Dass wir sofort ins Tierheim fahren, war klar - die 30 Stunden, die ich bereits unterwegs war, spielten keine Rolle. Angekommen im Tierheim, spüre ich zunächst noch dieses Glücksgefühl. Ich sehe die Hunde, sehe das herrliche Grün des Geländes, sehe die Früchte auf den Bäumen – eigentlich ist es doch wie immer: zwar ein armes Ambiente, aber das gewaltig große Paradies von Aleksey und seinen Hunden.
Das war aber der Blick eines Menschen, der (noch) die tatsächliche Situation nicht kennt. Zunächst gehe ich also in das Behandlungszimmer, werde von Aleksey über die Vorsichtsmaßnahmen unterrichtet, sehe Tatjana seine Helferin. Wir begrüßen uns sehr höflich, die Stimmung ist jedoch gedämpft. „Was machen wir jetzt?“- frage ich erwartungsfroh. „Soll ich in einer Voliere saubermachen oder vielleicht den Hof kehren?“ - Nein, dafür haben wir keine Zeit wird mir gesagt, wir füttern alle Hunde und beginnen danach sofort wieder mit der Behandlung!
Das wars! Das ist unsere Aufgabe jeden einzelnen Tag in diesen Wochen! Kurz Hunde füttern und behandeln, behandeln, behandeln und wieder behandeln! Jeden Tag geht das so bis 4 Uhr morgens oder auch schon mal 5 Uhr. Eigentlich hätte es sich auch gar nicht gelohnt „nach Hause“ zu fahren, aber in der Situation gab es einfach keinen Platz zum Schlafen im Tierheim.
Aleksey und Tatjana sind bereits an der Grenze der Belastung
Ein paar Stunden nach meiner Ankunft fangen Aleksey und Tatjana endlich an zu sprechen. Ich merke erst jetzt, wie fertig Aleksey eigentlich ist - seine Hände sind geschwollen von etlichen Bissen der Hunde, seine Nerven sind angespannt wie Drahtseile, die gleich zu reißen drohen. Tatjana ist ebenfalls extrem bleich und erzählt stockend, dass sie auf ihrer eigentlichen Arbeit einschläft. Kein Wunder, sie ist manchmal nur 4 Stunden am Tag Zuhause - das muss reichen, um sich waschen, Wäsche zu waschen, vier kleine Welpen bei ihr daheim zu versorgen und etwas zu schlafen. So geht es schon drei Wochen lang.
Ich bewundere die zwei! Sie sind Helden! Was Aleksey auf seinen Schultern trägt, das kann kein Mensch normalerweise ertragen. Er ist stark, willensstark und trotz wenig Schlaf, weiß er genau, welcher Hund, welche Medikamente und in welcher Dosis er sie bekommt. Er weiß, wie es dem einen oder anderem Hund gestern ging, ob sein Zustand sich verändert hat – er kennt alle seine Patienten. Und auch Tatjana verdient eine Tapferkeitsmedaille, denn der Anblick der Hunde ist mehr als traurig und belastend.
Fünfundsiebzig erkrankte Hunde benötigen Hilfe Tag und Nacht
Fünfundsiebzig Hunde! Ja, genau, fünfundsiebzig Hunde hat die Staupe in unserem Tierheim getroffen. Alles begann mit zwei Welpen, die Aleksey auf der Straße und eine Woche später noch weiteren von der Station der Traurigkeit aufgenommen hat. Zum Glück, oder zum Dank der Wissenschaft, nicht alle hart! Ja, der größte Teil ist sogar schon geimpft gewesen, aber spätestens seit Covid wissen wir doch alle, dass Viren mutieren, und Illusionen müssen wir uns nicht machen, denn der Impfstoff wird nicht so schnell angepasst. Staupe ist ja eher auch ein lokales Problem in Russland und anderen Osteuropäischen Ländern - die ganze Welt ist davon (zum Glück) nicht betroffen.
Als ich angekommen bin, war es „nur“ noch die Hälfte der Tiere, die krank waren und die kritischen Hunde mit schwerem Verlauf konnten von zwei Zimmern in einen Raum übersiedeln. Aber auch das war eine Zahl, die uns jeden Tag von Mittag bis früh in die Morgenstunden auf Trab gehalten hat. Infusionen, Antibiotika, Vitamine, Probiotika - und immer wieder musste Nachschub her. Wir haben Moskau kontaktiert, Kransodar, alle örtlichen Apotheken - Nachschub, der dringend erforderlich war musste angefordert werden und ein Tag ohne Medikamente konnte wieder ein Hundeleben kosten.
Oft haben mich Menschen angeschrieben, die sauer, oder enttäuscht waren – zum Beispiel darüber, dass ich nicht sofort antworte auf Nachrichten, dass ich nichts von Russland und dem Tierheim berichte oder etwas schreibe zu dem Album, das wir so liebevoll und in Windeseile für Aleksey und Tatjana fertig gemacht haben. Ich kann euch so gut verstehen und vielleicht klingt es in manchen Ohren auch egoistisch, aber ich wollte meine 4 Stunden Schlaf und ich habe diese auch für Aleksey und Tatjana gewünscht. Natürlich haben die Beiden das Album gesehen und natürlich haben sie sich sehr darüber gefreut. Aber jeder Ablauf und jede Minute war wichtig und für eigene Emotionen und eigene Freude fehlte die Zeit und die Kraft. Ich bin mir ziemlich sicher, dass beide bei einem weniger stressigem Abend im Herbst bei einer Tasse Kaffee oder Tee sich gerne einmal gemütlich mit Hunden im Arm hinsetzen und all eure Fotos und Briefe lesen und sich von ganzem Herzen darüber freuen werden - Freude über jede Fellnase, die den Weg ins Glück geschafft hat.
Staupe macht gerade vor kleinen kuscheligen Welpen nicht Halt
Dieser Teil meiner Reisebeschreibung ist nun wirklich sehr emotional und traurig. Ich weiß nicht, ob ich euch und mir es antun will – aber auch das ist die Realität meiner Reise. Staupe ist ein Virus, ein ziemlich kluger Virus, der alles um sich herum greift und es vernichtet. Ein erwachsener geimpfter Hund hat gute Chancen, den Virus dazu zu bringen, den Rückzug anzutreten, ein Welpe ohne Impfung überlebt ihn nur, wenn ein Wunder passiert. Es ist fast aussichtlos. Du weißt es! Du behandelst einen Welpen, gibst deine letzte Kraft, das teuerste Medikament, all deine Liebe und Zuneigung. Du gibst deine Zeit, obwohl du das Gefühl hast, die reicht dir nicht um bis zum Bett zu kommen und du weißt das dieser süße, naive und liebenswerte Welpe höchstwahrscheinlich stirbt. Du schaust in die (noch) fröhlichen Kinderaugen, wenn der Welpe was Leckeres bekommt, wenn er sich an dich kuschelt und du weißt, er wird wahrscheinlich sterben. Er wehrt sich noch gegen die Behandlung, er weint bei der Spritze, beißt, will nicht stundenlang unter der Infusion liegen. Und dann kommt der Tag, wo er kein Leckerli mehr annimmt, wo es ihm egal ist, dass du ihm Spritzen setzt. Sein Körper wirkt schlaff, wenn du ihn hebst, er trocknet langsam aus.
Dann kommen die ersten Ticks, die ersten Anfälle, die so täuschend ähnlich wie Epilepsie sind. Er schaut nicht mehr böse, wenn du ihn behandelst, nein! Er schleppt sich zu dir und schaut dich bettelnd an! Diese Augen werden erwachsen und betteln nach Hilfe! Das ist der schlimmste Moment, denn du weißt, jetzt gibt es keine Hilfe mehr - sie gibt es einfach nicht, sie hat noch keiner erfunden. Du willst zum Himmel schreien und manchmal schreist du auch! Aber es gibt keine Lösung. Am nächsten Tag ist alles vorbei. Die Anfälle hören gar nicht mehr auf. Die Körpertemperatur sinkt, es hilft nichts mehr. Du bereitest langsam die letzten Spritzen vor. Manche Pelzkinder gehen schon davor über die Regenbogenbrücke, manche nehmen die Spritze noch mit und erfahren dadurch Gnade. Du nimmst Abschied! Das letzte Mal, wenn das Feuer den kleinen, geschwächten Körper voller starker Viren umarmt. Du lässt ihn gehen, den kleinen Welpen, der nur so wenig Gutes in seinem Leben gesehen hat und noch so viel hätte erleben können.
Manchmal denkst du, du hast alles gesehen, und dann kommt eine Situation, die sogar Aleksey bringt um Fassung zu ringen. So hat es ganz hart ein Welpenmädchen erwischt. Sie hatte Staupe und Enteritis und als sie sich erleichtern wollte, ist ihr ca. 20 cm Darm rausgefallen. Was tun in dieser Situation! Telefonisch war kein Arzt zu erreichen, zur Vetklinik lohnt sich nicht zu fahren, es werden keine Hunde mit Staupe und Enteritis aufgenommen. Es bleibt nichts übrig, als den Welpen unter Narkose zu setzen und den Darm wieder einfügen. Es ging dem Welpen noch 4 Tage gut, aber dann hat die Staupe doch gewonnen.
Auch zwei erwachsene Hunde hat es diesmal getroffen - unsere liebe Hunde-Mami mit vier gebrochenen Beinen und eine Hündin mit nur einem Auge in der Pflegestelle. Tja… hier weiß ich gerade nicht mehr, was ich schreiben soll.
Es gibt auch Hoffnung und etwas Glück: wir konnten einige Hunde retten
Vielleicht die guten Momente beschreiben?! Gut ist, bzw. Glück ist, wenn ein Welpe endlich wieder Durst bekommt, vielleicht sogar auch Appetit und endlich frisst – er trinkt gierig die Brühe mit etwas Fleisch, die du jeden Tag kochst in der Hoffnung, dass die Hunde diesmal essen. Glück ist, wenn eine kleine Pfütze entsteht und ein gesundes Häufchen gemacht wird. Glück ist, wenn du sehr zaghaft, fast unbemerkt anfängst dich zu freuen und hast Angst, dass diese Hoffnung falsch gedeutet wurde. Du betrachtest diese Hunde wie ein teures Porzellan und hoffst und hoffst und hoffst… Natürlich wird diese Hoffnung mit weiteren intensiven Behandlungen begleitet, ohne diese geht es nicht.
Aber elf Hunde haben wir dieses Mal leider nicht gerettet - im Gegenteil, ich habe die Hündin, die mein Herz bis zur letzten Faser erobert hat, selbst eingeschläfert. Ich habe mit Aleksey und Tatjana insgesamt vier Mal Pause gemacht – vielleicht jeweils 30 Minuten, Eis und Wassermelone, die unsere Kleinsten mit gemampft haben.
Danke!
War das Urlaub? Nein! Aber den hat Aleksey seit 19 Jahren und Tatjana auch schon lange nicht mehr gehabt. Bereue ich es? Für nichts auf der Welt würde ich es anders machen. Das ist Leben, das ist Kampf, das ist Schmerz und das ist Freude. Das ist die Auseinandersetzung mit der Umwelt, das ist unbeschreiblich und unvergesslich.
Aleksey ich neige meinen Kopf vor dir, vor deinem Mut, deiner Liebe zu allen bedürftigen Geschöpfen! Tatjana ich bewundere deine Kraft, deine unnachahmliche Art und deine Treue!
Ich danke euch lieben Menschen!
Neues aus dem Alltag
Bericht 2
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Seit einigen Tagen ist der Tagesablauf immer gleich. Tatjana, Aleksey und Swetlana fahren morgens früh ins Tierheim, verschaffen sich einen Überblick über die fast 200 Hunde, schauen in den Volieren, ob soweit alles in Ordnung ist und beginnen die kranken Hunde zu versorgen. Ende der ersten Woche war es nötig Medikamente und Futter für die Hunde zu besorgen, daher ging es Richtung Stadt.
Damit sich der Weg doppelt lohnt, haben die drei unsere Hunde besucht die sich auf private Pflegestellen befinden. Diese Hunde wurden auf Krankheiten untersucht, bei Bedarf medizinisch versorgt, Fotos, Videos und Charakterbeschreibungen für die Vermittlung zusammengetragen und das Futter für die Hunde übergeben.
Da nun zum Glück weniger Hunde als zu Beginn der Reise krank sind, blieb etwas Zeit, um Swetlana die Situation außerhalb des Tierheimes zu zeigen, wie geht es den Straßenhunden vor Ort? Es ist für uns Europäer ein ungewohntes Bild, an jeder Ecke Straßenhunde, Welpen, verletzte Hunde, genauso wie Rassehunde und trächtige Hündinnen zu sehen. Dieser Anblick ist für Swetlana nicht leicht zu ertragen, aber auch Aleksey und Tatjana wollen sich nicht an dieses Bild gewöhnen und sind deswegen mehrmals die Woche außerhalb des Tierheimes unterwegs, versorgen die Hunde, legen Futterstellen aus, damit die Hunde nicht in die Städte gehen, klauen und damit noch mehr den Zorn einiger Bewohner auf sich ziehen.
Im Tierheim wird weiterhin jede Sekunde genutzt, es werden die Hunde behandelt, Fotos, Videos und Beschreibungen der gesunden Hunde gesammelt, um diese ans Team weiterzugeben, damit die Hunde möglichst schnell in die Vermittlung dürfen und hoffentlich schnell ein schönes Zuhause finden. Einige der neuen Hunde befinden sich bereits auf den verschiedenen Portalen.
In der ersten Woche sind leider insgesamt 6 Hunde verstorben, darunter 5 Welpen und eine Hündin. Alle 6 Hunde wurden bereits krank von der Straße ins Tierheim aufgenommen, 10 weiteren ging es in dieser Woche besser, der Zustand der anderen Hunde ist stabil.
Neues aus dem Alltag
Bericht 1
Schon länger war geplant, dass Swetlana nach Russland ins Tierheim fährt um Tatjana und Aleksey zu unterstützen um sich dort ein Bild von der Lage vor Ort zu machen.
Als sich die Situation vor Ort verschärfte, viele Hunde krank von der Straße aufgenommen wurden und die ersten Hunde durch die Krankheiten die sie auf der Straße bekommen haben, verstarben, hat dies nur den Wunsch bekräftigt, vor Ort zu helfen.
Die Reise rückt näher und am 09.08. ging es los Richtung Russland. Von Frankfurt ging es nach Moskau, nach ca. 8 Stunden Aufenthalt ging es endlich weiter und am 10.08., gegen 12 Uhr Ortszeit, kam Swetlana müde aber glücklich an. Dort wurde sie von Aleksey herzlich begrüßt und die beiden haben sich gleich mit Tatjana auf den Weg ins Tierheim gemacht, denn die kranken Hunde mussten dringend versorgt werden. Vor Ort gab es nicht viel Zeit um sich das Tierheim erstmal in Ruhe anzugucken, die Hunde zu begrüßen oder zu verschnaufen.
Sofort ging es ins Behandlungszimmer, denn es warteten damals noch 36 Hunde auf Medikamente, Infusionen und beruhigende Stimmen. Denn einigen dieser Hunde ging es zu diesem Zeitpunkt wirklich sehr schlecht und sie rangen mit dem Tod.
Erst nach über 24 Stunden hatte Swetlana Zeit sich kurz bei den anderen Vorstandsmitgliedern zu melden. Doch was sie uns berichtete hat uns im Team die Tränen in die Augen getrieben. Doch wie mag die Situation sein, wenn man dies schon seit drei Wochen erlebt, sowie Tatjana und Aleksey? Für Nachdenken, traurige Gedanken oder Zweifeln gab es einfach keine Zeit. Die kranken Hunde brauchen Hilfe, Medikamente, Versorgung, die gesunden Hunde brauchten Futter, Zuneigung, für anderes gab es einfach keine Zeit. Einige der Hunde hatten epileptische Anfälle, andere hatten starke Enteritis (blutiger Durchfall, der vor allem Welpen und kranke Hunde sehr schwächt), wieder andere Hunde benötigten Infusionen, Medikamente die in der Vene brennen oder kribbeln. Die meisten Hunde waren so schwach, dass sie dies ohne Gegenwehr über sich ergehen ließen. Um diese kleinen Schätzchen ein bisschen beizustehen, wurden sie in dieser Zeit gestreichelt, gut zugeredet, in den Arm genommen und Pfötchen gehalten, denn so beruhigten sie sich zusehends.
Wie viele Hunde, die drei in den letzten Tagen behandelt haben, können wir nicht sagen, es waren einfach zu viele. Am Ende des Tages gab es oft nicht mal die Zeit für eine kurze Rückmeldung oder ein Tagesbericht, deswegen senden wir erst jetzt die ersten Berichte. Aber das wichtigste ist, viele Hunde haben die Chance bekommen, dass ihr Leben gerettet wird.
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